Reinhold Frank sitzt an seinem Esstisch in Schweigen-Rechtenbach (Kreis Südliche Weinstraße). Die Grenze nach Frankreich ist nur 100 Meter entfernt. Vor sich hat der 92-Jährige alte Dokumente, Zeitungsartikel und Fotos hingelegt. Die helfen beim Erinnern an das Abkommen von Schengen:
Die Leute waren erleichtert und brauchten nicht mehr ihre Pässe mitzuschleifen, nicht Koffer auf, nicht Koffer zu.
Abkommen von Schengen: "Nachts um 12 die Fahne eingeholt"
In der Silvesternacht 1992 wurde die Grenzstation zwischen dem südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach und dem elsässischen Wissembourg dicht gemacht - eine Folge des Schengen-Abkommens vom 14. Juni 1985, das den schrittweisen Abbau der Grenzkontrollen vorsah.
"Nachts um 12 haben wir feierlich die Fahne eingezogen. Alles, was Rang und Namen hatte, war da. Das war ein richtig großes Fest", erinnert sich Frank. Alte Fotos zeigen ihn und seine Kollegen in Uniform. 24 Stunden lang jeden Tag hatten sie bis dahin die Grenze bewacht.

Zuletzt wieder mehr Bundespolizei an der Grenze
Heute fährt man über die Grenze und merkt es vor allem daran, dass sich die Straßenschilder ändern. Auf dem einen wünscht der Kreis Südliche Weinstraße eine gute Reise, auf dem nächsten steht, wie schnell man in Frankreich fahren darf.

Seitdem die schwarz-rote Bundesregierung die Grenzkontrollen verschärft hat, seien nun immer mal wieder Bundespolizisten vor Ort, erzählt Reinhold Frank. Aber: das sei kein Vergleich zu früher.
Vor Schengen: "Musste sogar meinen eigenen Nachbarn kontrollieren"
Als im September 1977 Terroristen der Roten-Armee-Fraktion RAF den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer entführen, wurden die Kontrollen hochgefahren: "Da war hier der Teufel los", erinnert sich Frank. Schwer bewaffnet steht Reinhold Frank da mit seinen Kollegen an der Grenze. "Da musste ich sogar meinen eigenen Nachbarn kontrollieren", sagt er und es regt ihn heute noch auf.
Etwa 25 Jahre lang hat Frank an der Grenze kontrolliert. Irgendwann kannte er alle Grenzgänger, zum Beispiel die Südpfälzer Winzer, die rüber mussten, weil ihre Weinreben im Elsass standen. Oder die, die auch gerne mal im französischen Supermarkt einkauften und dann zu viel mitgebracht hatten: Baguette, Sekt oder Zigaretten: "Kleine Sachen natürlich, aber bei den Zigaretten wurde auch geschmuggelt".

Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich hat sich verbessert
Und wie blickt der ehemalige Zollbetriebsinspekteur Reinhold Frank auf das deutsch-französische Verhältnis zurück? "Früher, also direkt nach dem Krieg, da war das Verhältnis sehr, sehr schlecht. Aber es wurde immer besser. Und heute ist es, wie es sein soll."
Die Freundschaft zwischen beiden Ländern hat der 92-Jährige in viele Sandsteine gemeißelt, einer steht zum Beispiel in der Nähe der alten Grenzstation. Dort steht drauf: "Hiwwe und driwwe isch bei uns änz mit un ohne Grenz. Vive l'amitié."