Klimakrise verschärft Problem

Studie: Landkreise im Südwesten entnehmen mehr Grundwasser als sie sollten

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In Deutschland entnimmt jeder zweite Landkreis mehr Grundwasser, als natürlich nachgebildet wird. Das zeigt eine neue Studie. Mehr als 30 Kreise in BW und RLP sind betroffen.

In Deutschland ist jeder zweite Landkreis von "Wasserstress" betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). In 201 von 401 Landkreisen werde mehr Grundwasser entnommen, als natürlich - etwa durch Regen - nachgebildet wird.

Grundwasserstress: Diese Orte in BW sind betroffen

Laut Auswertung sind 15 Landkreise und kreisfreie Städte in Baden-Württemberg von der Übernutzung des Grundwassers betroffen. Dabei wird zwischen strukturellem und akutem Grundwasserstress unterschieden. Bei akutem Stress sinken laut Studie die Grundwasserstände vor allem kurzfristig. Als strukturell gestresst gelten Gebiete, in denen dauerhaft über 20 Prozent mehr Grundwasser entnommen wird, als sich auf natürlichem Weg bilden kann. Hotspots in Baden-Württemberg sind nach Angaben des BUND etwa der Rhein-Neckar-Kreis und auch der Landkreis Heidenheim. Hier werde das Grundwasser vollständig für Trinkwasser verwendet.

In der Kategorie "akut " listet der BUND auch den Bodenseekreis, den Ortenaukreis und die Kreise Rastatt, Sigmaringen und Breisgau-Hochschwarzwald.

Akute Wasserübernutzung in sieben Kreisen in RLP

In Rheinland-Pfalz haben laut Studie 18 Landkreise Grundwasserstress. In sieben Kreisen sei die Übernutzung "akut". Darunter etwa Speyer, Neuwied, Germersheim, Bad Dürkheim und Ludwigshafen. Ein Auslöser ist hier laut BUND auch die Industrie, wie etwa der in Ludwigshafen ansässige Chemiekonzern BASF.

In anderen Regionen Deutschlands sorgen die Landwirtschaft und der Bergbau für niedrige Pegelstände, so der BUND. Über die Hälfte des entnommenen Grundwassers werde für die Trinkwasserversorgung verwendet. In Baden-Württemberg sogar Dreiviertel. Im Vergleich zum Trinkwasser hat die Landwirtschaft nur einen kleineren Anteil am Gesamtverbrauch.

Klima als Auslöser: Das fordert der BUND

Laut der BUND-Geschäftsführerin Verena Graichen sind die Grundwasserreserven in Deutschland "systematisch übernutzt". Dürreperioden und Extremwetterlagen verschärften die Lage weiter.

Unsere Studie belegt, dass Grundwasserstress kein regionales Randproblem mehr ist. Unsere Grundwasserreserven werden systematisch übernutzt. Dürreperioden und Extremwetterlagen, die eine Folge der Klimakrise sind, verschärfen die Lage weiter.

Angesichts der Ergebnisse fordert der Umweltverband BUND, dass die Nationale Wasserstrategie zeitnah umgesetzt werden soll. Dazu gehöre, weniger Wasser zu verbrauchen und die Nutzung zu priorisieren. Auch die Renaturierung von Flussauen, Mooren und Böden helfe, das Grundwasser zu schützen. Laut Graichen müsse man auch die Kosten für die Wassernutzung anheben.

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SWR